Abstract
Die Durchfallepidemie des Jahres 1945, die in der Göttinger Gegend unter den Säuglingen große Ausmaße annahm, wurde hypothetisch und aus epidemiologischen Gründen als Viruskrankheit aufgefaßt. Es wurden daraufhin Untersuchungen des Duodenalsaftes von erkrankten Säuglingen vorgenommen. Trotzdem ein Virusnachweis nicht gelang und die Untersuchungen aus zeitgegebenen Gründen verspätet und unvollständig durchgeführt wurden, erscheint auf Grund des Charakters der Krankheit, der epidemiologischen Verhältnisse und vor allem auf Grund der auffallenden bakteriologischen Befunde (fast völliges Fehlen von Coli in den untersuchten Duodenalsäften) ein „Indizienbeweis“ für die Virusbedingtheit der Epidemie erbracht. Kontrolluntersuchungen während des Sommers und Herbstes 1946 bestätigten diese Annahme weitgehend. In diesem epidemiefreien Jahre wurden wesentlich andere bakteriologische Duodenalverhältnisse bei Dyspepsien und Intoxikationen angetroffen. Wenn auch längst nicht so regelmäßig, wie von Bessau und Bossert angegeben, war 1946 doch im Gegensatz zu 1945 das Bacterium coli im Duodenalsaft der erkrankten Kinder bei der Mehrzahl zu finden. Dieses Ergebnis der Kontrolluntersuchungen von 1946 verstärkt damit unsere Überzeugung, daß die Durchfallepidemie im Jahre 1945 virusbedingt war.

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