Abstract
Zusammenfassung In werttheoretischen Ansätzen, die sich seit einiger Zeit auch in der Wahlforschung wachsender Beliebtheit erfreuen, kehren zwei Annahmen des klassischen Sozialisationsmodells wieder: (1) danach werden Wertorientierungen in einer relativ frühen Phase des Lebenszyklus erworben, (2) sie strukturieren spezielle politische Einstellungen und beeinflussen direkt oder indirekt politisches Verhalten. Folglich müssen Wertorientierungen die Beziehungen zwischen den Indikatoren für Sozialisationseinflüsse einerseits, wertbezogenen Einstellungen und Verhalten andererseits vermitteln. Sie müssen außerdem im Zeitverlauf relativ stabil sein. In diesem Beitrag wird untersucht, ob gewerkschaftliche Wirtschaftsideologie und religiöser Traditionalismus diesen Anforderungen genügen, zwei Wertorientierungen also, die nach Pappi Sinnkomponenten der in der Bundesrepublik dominanten sozialen Spannungslinien sind. Ein LISREL-Modell, in dem beide Variablen zwischen den Indikatoren für Sozialisationseinflüsse und Parteibindung, einem der Parteiidentifikation verwandten Konzept, lokalisiert werden, ist mit den Daten verträglich. Letztere erweist sich aber als wesentlich stabiler als religiöser Traditionalismus.

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