Fortschritte auf dem Gebiete der pathologischen Anatomie der operativ korrigierbaren Herzfehler1, 2
- 1 February 1954
- journal article
- klinik und-forschung
- Published by Georg Thieme Verlag KG in Deutsche Medizinische Wochenschrift (1946)
- Vol. 79 (09) , 349-354
- https://doi.org/10.1055/s-0028-1115432
Abstract
Architektur und Organisation des Herzens der Wirbeltiere und des Menschen entsprechen einem stammesgeschichtlichen Prinzip. Dieses besagt, daß die Ausbildung der äußeren Atmung die Ursache, die Einrichtung von Parallel- und Wechselschaltung von Lungen- und Körperblutbahn das Ziel, die Entwicklung einer geeigneten, d. h. an einer Stelle ihres Verlaufes torquierten, jedoch vollständig durchgeführten Scheidewand das Mittel zur mechanischen Verwirklichung der Aufgabe ist. Danach lassen sich drei Grundformen menschlicher Herzbildungen auseinanderhalten (Mönckeberg): 1. Solche, bei denen das Prinzip voll inhaltlich verwirklicht ist, das normale Herz. 2. Solche, bei denen das Prinzip vollständig durchbrochen ist, die Transposition 3. Solche Fälle, bei denen das Prinzip teilweise verletzt ist, das sind die Fälle mit partieller Detorsion der Schlagadern. In diese Gruppe gehört die Mehrzahl der angeborenen Herzfehler mit Verlagerung der großen Schlagadern („reitende” Aorta und Pulmonalis) und gleichzeitigem Vorkommen von Scheidewanddefekten. Eine Gruppe von Herzfehlern, die zu wenig beachtet worden ist, betrifft die Sinuatrialregion: Die Fälle von abnormer Einmündung der großen Venen bieten dann Aussicht auf eine erfolgreiche chirurgische Intervention, wenn keine nennenswerten Scheidewanddefekte vorhanden sind. Eine weitere Mißbildungsform betrifft die Defekte der Vorhofscheidewand mit und ohne gleichzeitige Mitralstenose (Lutembacher-Komplex und Syndrom von Cossio). Diesen Fehlbildungen gemeinsam ist das Prinzip der vermehrten Belastung des rechten Ventrikels (vermehrtes Minutenvolumen). Eine sekundäre Pulmonalarteriensklerose kann resultieren. Die bessere Kenntnis auch komplizierterer Formen von Herzmißbildungen hat gezeigt, daß natürliche arterielle Anastomosen z. B zwischen den Aa. subclaviae und den Pulmonalishauptästen vorkommen („Spontanblalock”), die der operativ gesetzten Blalock sehen Gefäßverbindung entsprechen. Die isolierte Persistenz des Ductus arteriosus Botalli ist abhängig von der für das Schicksal des Ductus „kritischen Zeit”. Diese Zeit ist jene, die verstreicht zwischen dem unmittelbar nach der Geburt einsetzenden physiologischen, wahrscheinlich reflektorisch-muskulär bedingten Duktusverschluß und dem andauernden Überwiegen des Blutdruckes in der Aorta über den in der Pulmonalis. Die kritische Zeit muß genügend lange anhalten, damit für die Ausbildung der organisch-mechanischen Vorgänge der Obliteration Gelegenheit gegeben ist. Wenn bei der erworbenen Mitralstenose die entzündlichen Klappenveränderungen nicht vollständig zur Ruhe gekommen sind, ist der Erfolg des chirurgischen Vorgehens unter anderem auch deshalb in Frage gestellt, weil mit der Möglichkeit der erneuten Verengerung des Mitralostium durch Ausbildung entzündlicher Verwachsungen und Narben gerechnet werden muß.Keywords
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