Untersuchungen über die Blutharnsäure
- 1 May 1914
- journal article
- Published by Georg Thieme Verlag KG in Deutsche Medizinische Wochenschrift (1946)
- Vol. 40 (19) , 953-956
- https://doi.org/10.1055/s-0029-1190395
Abstract
Die kolorimetrische Methode von Folin wurde so ausgearbeitet, daß sie erlaubt, aus 10 ccm Blut oder Serum die Harnsäure quantitativ ohne Schwierigkeiten und hinreichend genau zu bestimmen. Mit dieser Methode vorgenommene Untersuchungen ergeben folgende Schlüsse: 1. Das normale Blut enthält bei purinfreier Kost regelmäßig Harnsäure in quantitativ nachweisbarer Menge. Der Wert dieser „endogenen Blutharnsäure” beträgt rund 0,02-0,04, durchschnittlich 0,03‰.[ 1) ] 2. Der „endogene Blutharnsäurewert” beträgt bei der echten Gicht rund 0,04-0,08, durchschnittlich 0,055‰. 3. Der „endogene Blutharnsäurewert” bei atypischer Gicht (Goldscheider) entspricht deren klinischer Stellung als abgeschwächter Gicht. In der Regel finden sich niedrige Gichtwerte, rund 0,04-0,06‰, nur in einzelnen Fällen normale Werte; der Durchschnitt ist 0,045‰. 4. Purinfreie Diät setzt gegenüber mäßig purinhaltiger die Blutharnsäure in kurzer Zeit nur wenig herab. Bei lange fortgesetzter Diät kann dagegen die Verminderung erheblich werden. 5. Atophan bewirkt regelmäßig erhebliche Verminderung der Blutharnsäure. Die Verminderung fängt bald nach Beginn der Resorption an. Die bekannte Vermehrung der Harnsäureausscheidung im Urin ist danach wahrscheinlich durch Nierenwirkung zu erklären. Der Abfall des Blutharnsäurespiegels ist am stärksten nach rasch verabfolgten großen Dosen und verschwindet nach dem Aussetzen des Mittels bald wieder. Wiederholung solcher Atophankuren scheint zu länger anhaltender Wirkung zu führen. Kleinere Atophandosen können die harnsäurevermehrende Wirkung purinhaltiger Kost aufheben. — Als therapeutische Schlußfolgerungen ergeben sich daraus einerseits die Empfehlung wiederholter, kurz dauernder Atophankuren mit großen Dosen, anderseits die Verordnung kleiner Dosen an Tagen laxerer Diät (z. B. wöchentlich 4 purinfreieTage und 3 Tage freier Diät mit Zugabe von 3—4 Atophantabletten, wie bereits u. a. von Lüthje, Brugsch empfohlen). 6. Als wesentlichstes praktisches Ergebnis unserer Untersuchungen betrachten wir die Feststellung des diagnostischen Wertes der quantitativen Blutharnsäurebestimmung. Man darf nicht aus ihr allein die Diagnose der Gicht, der gichtischen Diathese stellen wollen, sie ist aber als wertvolles diagnostisches Moment zu verwenden. — Bei der Wertabmessung therapeutischer Maßnahmen wird die Untersuchungsmethode weiterhin gute Dienste leisten können, wie wir dies bereits am Beispiel des Atophans gezeigt haben. 1 Ich nenne hier der Kürze wegen nur die korrigierten und abgerundeteu Werte, die unkorrigierten (= ⅘ der anderen) sind aus Tabelle 2 ersichtlich.Keywords
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