Perforation und Ruptur von Koronararterien

Abstract
Sowohl die spontane Ruptur von Koronararterien als auch die Koronarperforation im Rahmen von Herzkathetereingriffen stellen seltene, aber potentiell lebensbedrohliche Ereignisse dar, die häufig mit der Notwendigkeit einer Notfalloperation einhergehen. Die Inzidenz von Perforationen im Zuge koronartherapeutischer Eingriffe beträgt in Abhängigkeit von den angewandten Techniken 0,1 bis 0,2% bei konventioneller Ballondilatation und bis zu 3% bei Verwendung von Koronarinstrumentarien der zweiten Generation (sogenannte „new devices”: direktionale Atherektomie, Excimer-Laser-Angioplastie, Rotablation oder Extraktionsatherektomie). Für die Therapie der akuten Koronarperforation im Katheterlabor wurden verschiedene interventionelle Strategien entwickelt. Erst in neuerer Zeit besteht jedoch durch die Verfügbarkeit koronarer Stent-Grafts eine praktikabler Ansatz, akute Perforationen gefäßerhaltend definitiv zu versorgen. Während die iatrogene Koronarperforation somit umgehend am Ort ihrer Entstehung behandelt werden kann, besteht bei der Ruptur vorbestehender, möglicherweise nicht vorbekannter Koronarveränderungen häufig ein diagnostisches Intervall, welches zur Ausbildung entsprechender klinischer Ereignisse (Myokardinfarkt, Herzbeuteltamponade, maligne Arrhythmien, plötzlicher Herztod) beiträgt. Es erscheint gerechtfertigt, auch bei inzidentieller Diagnosestellung rupturgefährdeter Koronarien eine prophylaktische Versorgung vorzunehmen. Diese kann entweder operativ oder, in geeigneten Fällen, interventionell erfolgen. Die Implantation koronarer Stent-Grafts könnte sich hierbei aufgrund der technisch einfachen und sicheren Prozedur sowie des kurzen Krankenhausaufenthalts als Therapie der Wahl etablieren. Bevor jedoch eine generelle Empfehlung zur Ausweitung des Indikationsspektrums dieser neuartigen Koronarimplantate gegeben werden kann, sind kontrollierte Studien mit klinischer und angiographischer Langzeitnachbeobachtung zu fordern.