Die klinische Relevanz der Ganzkörperskelettszintigraphie bei mehrfachverletzten und polytraumatisierten Patienten

Abstract
Die Versorgung polytraumatischer Patienten stellt eine besondere diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Die Untersuchungsdaten von 162 polytraumatisierten und mehrfachverletzten Patienten wurden retrospektiv auf den diagnostischen Gewinn einer Skelettszintigraphie mit Tc-99m-HMDP überprüft. Es zeigte sich, daß jede frische Fraktur (mit Ausnahme der Kalottenfrakturen) innerhalb von zehn bis 14 Tagen zu einer szintigraphisch deutlich nachweisbaren Umbaureaktion führte. Die Wahl des richtigen Untersuchungszeitpunktes war von ausschlaggebender Bedeutung für den Informationsgewinn: Erst etwa ab dem zehnten bis zwölften Tag zeigten auch solche Frakturen, die einen verzögerten Anreicherungsmechanismus aufweisen, hinreichend signalintensive Speicherbezirke im Szintigramm. Typische Beispiele waren zusätzliche Wirbelsäulen- und Beckenfrakturen bei Patienten, die wegen Extremitätenfrakturen immobilisiert waren. Zu diesem Zeitpunkt ließ sich mit Hilfe der Skelettszintigraphie bei der Hälfte aller Patienten eine zusätzliche Fraktur nachweisen, die anschließend radiologisch verifiziert werden konnte. Mit dem Schweregrad der Verletzung des Patienten nahm die szintigraphische Nachweiswahrscheinlichkeit für weitere knöcherne Verletzungen zu. Der diagnostische Gewinn wird dabei unabhängig von der Kooperationsfähigkeit des Patienten erreicht. Dies war bei schwerstverletzten und alten Patienten von besonderer Bedeutung. Ebenso effizient ist die Skelettszintigraphie zum sicheren Ausschluß von knöchernen Verletzungen einzusetzen. Die Skelettszintigraphie hat somit bei der Feststellung des ossären Schadensausmaßes polytraumatisierter Patienten eine besondere Bedeutung. Dies gilt insbesondere auch für gutachterliche Fragestellungen. Ähnlich der Staging-Diagnostik bei Malignomen sollte daher die ergänzende Durchführung eines Ganzkörperskelettszintigramms zwölf bis 14 Tage nach dem Trauma zur Routineversorgung des polytraumatisierten Patienten gehören. The provision of care to polytraumatised patients is a particular diagnostic and therapeutic challenge. The examination data of 162 polytraumatised patients were retrospectively investigated to determine the diagnostic gain provided by skeletal scintigraphy with99mTc-HMDP. It was found that every fresh fracture (with the exception of fractures to the skull) led to a scintigraphically clearly demonstrable remodelling reaction within ten to 14 days. The timing of the examination was of decisive importance for the information yield. Not until about the tenth to 12th day did also those fractures that showed a delayed uptake show adequately signal-intensive areas of uptake in the scintigram. Typical examples were additional fractures of the spine and pelvis in patients immobilised by fractures of the limbs. At this time, with the aim of skeletal scintigraphy, an additional fracture was found in half of all patients, and was subsequently verified radiologically. Additional diagnostic information is independent of the ability of the patient to cooperate. This was of particular importance in the case of the very severely injured and old patients. Skeletal scintigraphy can be empolyed with equal efficacy to reliably exclude bone injuries. Thus, skletal scintigraphy if of particular significance in the determination of the extent of bone injury in polytraumatised patients. This applies in particular to the preparation of an expertise. Thus, as in the case of staging of malignomas, the additional performance of bone scanning twelve to 14 days after traumatisation should form part of routine care offered to polytraumatised patients.

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