Die Analyse der Schwingungsstruktur des Fluoreszenzspektrums von gelöstem und von kristallisiertem Naphthalin ermöglicht die Klärung offener oder nur widerspruchsvoll beantworteter Fragen zu seinem Termschema. Der reine 0.0-Übergang zwischen Grund- und erstem Anregungszustand ist danach schwach. Die Schwingungsstruktur besteht im wesentlichen aus der mehrfachen Wiederholung einer „Grundstruktur“. Zwischen diese und die 0.0-Bande ist eine einzelne Schwingungsbande eingeschoben. Bei allen Methylderivaten des Naphthalins mit starkem 0.0-Übergang fehlt diese einzelne Schwingung. Daraus wird geschlossen, daß im Naphthalin die 0.0-Bande des ersten Überganges verboten ist; erst durch Überlagerung einer Molekülschwingung — wahrscheinlich einer Streckschwingung — erhält er seine volle Intensität. Es wäre dann in völliger Analogie zum Benzol-Molekül auch beim Naphthalin ein Symmetrieverbot für die geringe Intensität des ersten Überganges verantwortlich. Die Schwingungsstruktur des Kristallspektrums ist im wesentlichen die gleiche wie die des Lösungsspektrums. Im Kristall gehört die Fluoreszenz demnach zum gleichen Anregungszustand des Moleküls wie in Lösung, und Messungen der Polarisation der Kristallfluoreszenz erlauben unmittelbare Aussagen über die Lage der Übergangsmomente im freien Molekül.