Eine neue Methode zur Bestimmung der Plättchenhämostasekapazität

Abstract
Der Mangel des von-Willebrand-Faktors (vWF) stellt mit einer Prävalenz von >1% die häufigste kongenitale Gerinnungsstörung mit einer potentiellen Blutungsdiathese dar. Im Rahmen der konventionellen Gerinnungsanalytik werden jedoch dieser Mangel wie auch andere Störungen der Primärhämostase, z.B. durch Azetylsalizylsäure (ASS), oft nicht erkannt. Die schwierig zu standardisierende Blutungszeit wird häufig nicht durchgeführt und ihre Aussagekraft ist nicht unumstritten. Eine neue Methode zur Bestimmung der Plättchenhämostasekapazität (platelet hemostatic capacity, PHC) mit dem PFA-100®, eine Weiterentwicklung der » In-vitro-Blutungszeit« nach Kratzer und Born, könnte hier eine diagnostische Lücke schließen. Dieser Globaltest untersucht die Fähigkeit einer Zitratvollblutprobe, unter hoher Scherkraft an einer Kollagenmatrix einen Thrombus zu bilden. Die dynamischen Verhältnisse ähneln den Bedingungen in der Mikrozirkulation. Ergebnisse aus In-vitro-Experimenten und klinische Untersuchungen zeigen, daß mit diesem Verfahren mit hoher Sensitivität sowohl ein Mangel des von-Willebrand-Faktors wie auch kongenitale Thrombozytopathien und durch ASS oder andere Ursachen induzierte Störungen der Thrombozytenfunktion erkannt werden. Die Meßwerte zeigen eine Übereinstimmung von >90 % mit der Aggregometrie, liegen aber bereits nach ca. 5 min vor und benötigen nur ca. 0,8 ml Blut. Nach ersten Ergebnissen ist die PHC bei Patienten mit Schlaganfall erhöht, ein erster Hinweis, daß mit diesem Verfahren möglicherweise nicht nur eine verstärkte Blutungsneigung, sondern auch eine Hyperaktivität der Thrombozyten nachweisbar ist.