Kanülenstichverletzungen im Gesundheitsdienst - Häufigkeit, Ursachen und Präventionsstrategien
- 8 May 2002
- journal article
- abstracts
- Published by Georg Thieme Verlag KG in Das Gesundheitswesen
- Vol. 64 (05) , 259-266
- https://doi.org/10.1055/s-2002-28353
Abstract
Beschäftigte in Gesundheitsberufen sind einem sehr großen Risiko hinsichtlich der durch Blutkontakt übertragenen Infektionen ausgesetzt. Die wichtigsten Erreger, die dabei eine Rolle spielen, sind das Hepatitis-B-Virus (HBV), das Hepatitis-C-Virus (HCV) und das Humane Immunodefizienzvirus (HIV). Verletzungen mit kontaminierten spitzen und scharfen Instrumenten - Kanülenstichverletzungen (KSTV) - führen besonders häufig zu Übertragungen dieser Erreger. Die Zahl der KSTV, die in Deutschland jährlich passieren, kann aufgrund der Daten, die in einer Studie bei Beschäftigten zweier Krankenhäuser gewonnen wurden, auf ca. 500000 geschätzt werden. Die KSTV passieren am häufigsten bei der Entsorgung und beim Aufstecken der Schutzkappe auf eine gebrauchte Kanüle („Recapping”). Die Übertragung von HBV (Impfstoff/Immunglobulin) und HIV (antiviral wirkende Substanzen) kann durch sofortige Einleitung der Postexpositionsprophylaxe (PEP) weitestgehend verhindert werden. Deshalb ist es sehr wichtig, dass KSTV gemeldet werden und die PEP unmittelbar nach der Verletzung eingeleitet wird. Die Kosten, die dadurch oder (im Falle einer stattgehabten Infektion) durch lang andauernde antivirale Therapie, sowie die Kosten, die durch die schweren Folgeerkrankungen - wie Leberzirrhose oder Leberkarzinom - entstehen, können durch den Einsatz der Präventivmaßnahmen effektiv gesenkt oder vollkommen vermieden werden. Durch organisatorische Maßnahmen - wie z. B. Entsorgung der Kanülen in durchstichsicheren Abwurfbehältern, Vermeidung des Recappings, das Tragen von Handschuhen - können die Risiken erheblich gemindert werden. Der Gebrauch von sicheren Instrumenten, die so konstruiert sind, dass jegliche Stichverletzungen während und nach Gebrauch vermieden werden, kann das Risiko entscheidend minimieren. Healthcare workers (HCW) are at risk for infections with blood-borne pathogens - especially hepatitis B virus (HBV), hepatitis C virus (HCV) and human immunodeficiency virus (HIV) - resulting from occupational blood-exposure trough injuries with sharp instruments and needle sticks. Results of a study on the epidemiology of needle stick injuries (NSI) among HCW in two German hospitals indicate that 500,000 NSI occur annually in Germany. Most of these injuries occur during disposal of used syringes and "recapping". Administration of the post-exposure prophylaxis is recommended for HCW who are occupationally exposed to HBV (vaccine/immunoglobulin) and HIV (antiretroviral drugs) i.e. the immediately reporting of blood exposure is very important. Comprehensive programmes to prevent NSI - e.g. avoiding of recapping, use of disposal containers, surgical gloves and in particular safety devices - minimize a high cost of NSI due to the administration of PEP, developing of chronic hepatitis, cirrhosis and liver cancer.Keywords
This publication has 0 references indexed in Scilit: