Abstract
In Fortführung unserer früheren thermochemischen Untersuchungen wurden die Zersetzungswärmen der Sulfane H2S2 bis H2S6 bei konstantem Volumen in einer zu diesem Zweck konstruierten Bombe gemessen und rechnerisch auf einheitliche Bedingungen bezogen.Aus den experimentellen Größen wurden folgende Normalbildungsenthalpien ermittelt (20°C) Während somit die Normalbildungsenthalpien der untersuchten flüssigen Schwefelwasserstoffe sämtlich negativ sind — linear mit der Zahl der Schwefelatome abnehmend—, ist die Bildung aller gasförmigen Sulfane aus den Elementen in ihren Standardzuständen bei Zimmertemperatur endotherm; exotherm dagegen ist ebenfalls ihre Bildung aus den gasförmigen Elementen S2 und H2.Die aus den gewonnenen Unterlagen unter Heranziehung bekannter thermischer Daten des Schwefels abschätzbaren Bindungsenergien für die SS‐ und SH‐Bindung sind nahezu konstant bei allen untersuchten Sulfanen. Diese Tatsache bekräftigt die auch anderweitig erwiesene Annahme eines kettenförmigen Baues dieser Stoffe. Unter dem Vorbehalt der Richtigkeit des der Literatur entnommenen Wertes von 102,6 kcal/Mol für die Enthalpieänderung der Reaktion S2(gas) → 2 S(gas) ergeben sich die Bindungsenergien ESS = 63,2 kcal/Mol und ESH = 83,1 kcal/Mol.Aus den ermittelten Bildungsenthalpien wurden die Wärmetönungen verschiedener in der Sulfanchemie häufiger vorkommender Reaktionen, wie z. B. Disproportionierungen, errechnet. Die Resultate stehen in Übereinstimmung mit den präparativen Befunden.