Abstract
Zusammenfassung. Computergestützte Problemlöseszenarien haben sich in der deutschsprachigen Psychologie etabliert und werden auch in der Eignungsdiagnostik genutzt. Der Artikel fokussiert die bislang unzureichend ausgelotete Validität von Problemlöseszenarien. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, ob mit den Szenarien ein neues Konstrukt “Problemlösefähigkeit“ gemessen wird oder ob die gemeinsame Varianz zwischen den Steuerungsleistungen und den Berufserfolgskriterien durch Intelligenz und Wissen erschlossen werden kann, so daß sich die Annahme einer eigenständigen “Problemlösefähigkeit“ erübrigt. Im empirischen Teil werden die Ergebnisse einer Studie vorgestellt, in der u.a. Intelligenz- und Wissenstests sowie zwei computergestützte Problemlöseszenarien eingesetzt wurden. Zunächst wurde die Konstruktvalidität der Steuerungsleistungen anhand der Daten von 104 Polizisten Hier wie im folgenden ist die weibliche Form stets mit gemeint. analysiert. Dabei zeigte sich, daß sich der Problemlöseerfolg substantiell auf Intelligenz und Wissen zurückführen läßt. In einem zweiten Schritt wurde die Vorhersagbarkeit der über Vorgesetztenurteile operationalisierten beruflichen Bewährung von 73 Polizisten durch intellektuelle Fähigkeiten, Wissen und Steuerungsleistungen vergleichend untersucht. Die Berücksichtigung der Problemlösefähigkeit konnte keinen - gegenüber der Intelligenz und dem Wissen - signifikant inkrementellen Beitrag zur Vorhersage der Vorgesetztenurteile leisten. Abschließend wird diskutiert, in welcher Art und Weise computergestützte Problemlöseszenarien diagnostisch genutzt werden können.