Abstract
Zusammenfassung: In Deutschland und den europäischen Alpenländern treten acht Arten der Formica rufa (L.)‐Gruppe auf. Die für die biologische Bekämpfung von Forstschädlingen wichtigste Art ist F. polyctena (Foerst.). Die Art ist poly‐gyn, sehr widerstandsfähig und bildet große Kolonien mit zahlreichen Nest‐ablegern.Die Außentemperatur hat eine große Bedeutung für die Aktivität der Ameisen. Bei Temperaturen miter 20° C sinkt die Aktivität stark ab.Das Jagdterritorium eines Ameisennestes ist nicht größer als 0.5 Hektar. Zum völligen Schutz eines Waldgebietes müssen künstliche Nester im 50‐m‐Verband angelegt werden (=4 Nester per Hektar).Formica polyctena verlegt ihre Nester gern an sonnige Waldränder. Eine erfolgreiche Kolonisierung dieser Art kann deshalb nur in Kiefernwäldern stattfinden, wo das Licht einigermaßen gleichmäßig zum Waldboden vor‐dringen kann.Nur ein kleiner Teil der normalen Ameisennahrung besteht aus Schad‐insekten. Während starker Schädlingsgradationen spezialisieren sich die Ameisen in der Jagd auf die Schädlingsart. Die Ameisen bevorzugen Schmet‐terlingslarven, und in einigen Fällen greifen sie auch die Puppen an. Blatt‐wespenlarven werden seltener eingebracht und Käfer fast nie angegriffen. Einige Entomologen weisen den Wert der Roten Waldameise als Prädator völlig zurück. Sie stellten fest, daß die Ameisen normalerweise von Honigtau und nur selten von Insekten leben.Rote Waldameisen verbreiten Samen und regen das Pflanzenwachstum durch Bodenmelioration an. Dies ist gewöhnlich von waldbaulichem Nutzen, in manchen Fällen kann es jedoch auch nachteilige Folgen haben.Rote Waldameisen leben in Trophobiose mit vielen pflanzensaugenden Insekten (Aphidae, Coccidae, Psyllidae). Sie beschützen diese Insekten gegen Prädatoren und Parasiten. In einigen Fällen können die so geschützten Schäd‐linge Schädigungen der Wirtspflanze hervorrufen. Dies ist besonders bei Schizodryobius exsiccator (Htg.), einem wichtigen Buchenschädling, der Fall. Zuwachsverluste und außergewöhnlicher Befall durch Sekundärschädlinge wurde an Bäumen beobachtet, die starke, durch Ameisen geschützte Aphiden‐populationen trugen.Rote Waldameisen haben auch einen schädlichen Einfluß auf Nutzinsek‐ten. Die Insektennahrung der Ameisen kann aus 15‐20% nützlicher Insekten (Parasiten, Prädatoren) bestehen. In mehreren Fällen zeigten genaue Untersuchungen, daß Parasiten durch die Waldameisen ebenso reduziert wurden wie ihre Wirte.Auf Grund der ökologischen, günstigen Bedingungen finden wir die Ameisen besonders häufig in Kiefernwäldern, und bei der Mehrheit der Insekten, die durch die Ameisen angegriffen werden, handelt es sich deshalb auch um Kieferninsekten. In folgender Liste sind die Insektenarten zusammengefaßt, gegen die Waldameisen mchr oder weniger wirksam gewesen sein sollen:Bei einer objektiven Analyse aller veröffentlichten Informationen er‐scheint nur ein einziger Fall vorzuliegen, wo die Ameisen einen wirklichen Wert bei der Niederhaltung eines Schadinsekts haben. Dies ist bei Panolis flammea (Schiff.) gegeben. Die Beobachtungen über alle anderen in der Liste genannten Insekten sind entweder widersprechend oder wenig überzeugend. Immerhin kann angenommen werden, daß Rote Waldameisen (nur F. polyc‐tena!) einen gewissen, begrenzten Nutzwert in Kiefernwäldern haben. Eine Ansiedlung von Ameisen in Fichtenwäldern erscheint nutzlos und in Laub‐holzbeständen, besonders bei Buchenanteil, wegen der Schutzwirkung gegen‐über schädlichen Pflanzensaugern gefährlich.