Ein Beitrag zur Optimierung der Bestrahlungszeit bei der Behandlung des malignen Melanoms der Aderhaut mit ß-Applikatoren (106Ru/106Rh)

Abstract
Bei der Verwendung von 106Ru/106Rh-Applikatoren zur Behandlung des Aderhautmelanoms muß die Strahlentherapie unter der Bedingung einer protrahierten Bestrahlung erfolgen, da die Applikatoren episkleral aufgenäht werden. Die protrahierte Bestrahlung bewirkt bei Zellen mit gesteigertem Stoffwechsel und beschleunigter Zellteilung, also bei Tumorzellen, eine stärkere Zellschädigung als im Normalgewebe. Am Kaninchenauge konnte gezeigt werden, dass nach einer ß-Bestrahlung mit einer Dosisleistung von 0,258-0,231 Gy/min die exsudativen Reaktionen und die histologisch nachweisbaren Schäden an der Netzhaut stärker ausgeprägt waren als bei einer geringeren Dosisleistung von 0,035-0,026 Gy/min bei gleicher Gesamtdosis von 650 Gy. Bei 75 Patienten, die zwischen 1967 und 1977 eine ß-Strahlentherapie mit unterschiedlicher Dosisleistung erhalten hatten, konnte nachgewiesen werden, dass bei kurzen Bestrahlungszeiten (1-6 Tage) die exsudativen und die hämorrhagischen Frühreaktionen häufiger und intensiver auftraten als nach einer längeren Bestrahlungszeit von 7-14 Tagen. Die spontane Rückbildungstendenz der radiogenen exsudativen Ablatio retinae war in allen Fällen gut. Die vollständige Tumorrückbildung mit Umwandlung des ehemaligen Tumorgebietes in eine flache Strahlennarbe war sowohl bei kurzer als auch langer Bestrahlungszeit annähernd gleich gut. Die bisher empfohlene Bestrahlungsdauer von 7-14 Tagen bei der Anwendung von ß-Applikatoren zur Behandlung des malignen Melanoms der Aderhaut sollte eingehalten werden. Brachytherapy with 106Ru/l06Rh necissitates protracted irradiation because the applicators have to be sutured to the sclera. Protracted radiotherapy causes more intensive damage in tumor cells with increased metabolism and a higher mitosis rate than in normal tissue. Beta irradiation of rabbit eyes with 0.258-0.231 Gy/min produced more extensive exudative reactions and morphological damage of the retina than a lower dosage rate with 0.035-0.026 Gy/min and the same total dose of 650 Gy. For the study reported here 75 patients suffering from choroidal melanoma and irradiated with 106Ru/106Rh plaques between 1967 and 1977 were evaluated. They developed more exudative and hemorrhagic side effects after a short period of irradiation (1-6 days) than after a longer one (7-14 days). Spontaneous recovery of the radiation-induced retinal detachment was seen in all cases. Complete tumor regression with development of a flat scar was achieved with almost equal success with both short-term and protracted irradiation. To minimize radiogenic side effects the duration of irradiation recommended hitherto, i.e., 7-14 days, should be adhered to when treating malignant melanomas of the choroid with beta-ray applicators.

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