Bedeutung des präoperativen Gewichtsverlusts für die perioperative Stoffwechseladaptation und das Operationsrisiko bei Patienten mit Tumoren im oberen Gastrointestinaltrakt

Abstract
Zur Frage des Einflusses des präoperativen Gewichtsverlusts auf die metabolische Adaptation an das Operationstrauma und auf die Häufigkeit postoperativer Komplikationen wurden 44 Patienten mit Karzinomen des oberen Gastrointestinaltrakts (23 Ösophagus-und 21 Magenkarzinome) 10–14 Tage prä- und postoperativ im Ernährungsstatus, der Körperzusammensetzung und der Stoffwechsellage untersucht. Die Patienten wurden entsprechend dem präoperativen Gewichtsverlust in den letzten 6 Monaten vor der stationären Aufnahme in 3 Gruppen unterteilt: I: Abnahme um 0–5% des Ausgangsgewichts, II: 5–10% und III: > 10%. 50% der Patienten wiesen präoperativ keinen oder nur einen geringen Gewichtsverlust auf. Auch bei hohem Gewichtsverlust wurde das jeweils errechnete ideale Körpergewicht nicht unterschritten. Körperzellund Fettmasse waren in Gruppe III signifikant (p < 0,05) niedriger als in Gruppe I. Da der Ruheenergieverbrauch bei den meisten Patienten nicht erhöht war, müssen als Ursache des Gewichtsverlusts Tumorstenose und Dysphagie, jedoch nicht ein Hypermetabolismus, angesehen werden. Mehr als 50% des Energiebedarfs wurden durch Lipidoxidation gedeckt. Insgesamt erfüllten selbst die Patienten in Gruppe III nicht die Kriterien einer Mangelernährung. Der perioperative Gewichtsverlust war in der Gruppe III am niedrigsten (1,6 ± 4,9 kg) im Vergleich zu den Gruppen I und II mit 2,9 ± 1,7 bzw. 5,0 ± 6,9 kg. In allen Gruppen wurde eine Erhöhung des Energieverbrauchs und der Fettoxidationsrate, einhergehend mit einer Hemmung der Glukoseoxidation, beobachtet. Dies resultierte in einer Verminderung der Körperzellmasse. Unabhängig vom präoperativen Gewichtsverlust kam es bei 8 Patienten zu schwerwiegenden Komplikationen mit Pneumonie in 6 und Anastomoseninsuffizienz in 2 Fällen. Kein Patient verstarb. Die metabolische Reaktion auf das Operationstrauma ist auch bei Patienten mit ausgeprägtem präoperativem Gewichtsverlust adäquat. Diese Patienten bleiben kompensiert und der präoperative Gewichtsverlust ist ohne signifikanten Einfluß auf die postoperative Komplikationsrate. Body composition and energy expenditure were investigated before and 10–14 days after surgery in 44 patients with upper gastrointestinal cancer (23 esophageal and 21 gastric cancer) in order to assess the impact of preoperative weight loss on metabolic adaptation to the surgical trauma and on postoperative complications. Patients were divided in three groups with I: 0–5%, II: 5–10% and III: > 10% preoperative weight loss related to the usual body weight. 50% of the patients presented with no or just minor weight loss. Even in case of weight loss > 10% no decrease below the ideal body weight was observed. Body cell mass and fat mass were significantly (p < 0.05) reduced in group III when compared with I. Since energy expenditure and substrate oxidation rates were rather normal in most patients weight loss was considered to be due to tumor related stenosis and dysphagia. More than 50% of the energy requirements were gained from fat oxidation. General criteria of malnutrition were not fulfilled. Perioperative weight loss was lowest (1.6 ± 4.9 kg) in patients of group III related to group I (2.9 ± 1.7 kg) and II (5.0 ± 6.9 kg). Similar elevation of energy expenditure and lipid oxidation with concomitant reduction in glucose oxidation was observed in all groups of patients. This led to a similar decrease of body cell mass. Independant of preoperative weight loss major complications occurred in 8 cases — pneumonia in 6 and leakage of the anastomosis in 2 patients; no patient died. From this study can be concluded that with regard to perioperative weight loss the metabolic response to surgical trauma is adequate even in patients with marked preoperative weight loss. These patients remain compensated and preoperative weight loss is without major effect on postoperative complication rate.