Familienorientierte Gruppentherapie zur Behandlung von Patientinnen mit Anorexia und Bulimia nervosa - eine Pilotstudie

Abstract
Zusammenfassung: Fragestellung: Familientherapie hat sich in der Behandlung von Anorexia (AN) und Bulimia nervosa (BN) als effektiv erwiesen. Die kognitiv-behaviorale Behandlung hat bei BN im Erwachsenenbereich gute Effekte erzielt, allerdings gibt es kaum Studien, die die Wirksamkeit psychotherapeutischer Behandlungen in der Adoleszenz untersucht haben. Da bei der Mehrzahl der Betroffenen die AN häufig während der mittleren Adoleszenz auftritt und die BN während der späteren Adoleszenz beginnt, ist die Entwicklung von Behandlungsprogrammen für Essstörungen im Jugendalter dringend angezeigt. In diesem Beitrag wird ein Behandlungsprogramm dargestellt, das im Rahmen eines gruppentherapeutischen Vorgehens störungsspezifische (größtenteils psychoedukative) mit zieloffenen Therapiekomponenten verbindet. Die Patientinnen nehmen gemeinsam mit ihren Eltern an dem Gruppenangebot teil. Methodik: Es erfolgt eine Evaluation des Behandlungskonzepts anhand eines «single-group designs», und Veränderungen werden gemessen. Ergebnisse: Insgesamt nahmen 32 stationäre Patientinnen (29 mit AN; 3 mit BN) mit ihren Eltern bzw. allein erziehenden Müttern an dem Behandlungsprogramm teil. Die Tatsache, dass keine Familie die Behandlung abgebrochen hat, weist auf eine hohe Akzeptanz hin. Prä-post-Analysen zeigen während der sechs Wochen einen Rückgang der Essstörungssymptomatik. Schlussfolgerungen: Vor- und Nachteile dieses Behandlungsprogramms werden diskutiert und die Einschränkungen der Pilotstudie kritisch beleuchtet.