Veno-occlusives Syndrom mit akuter Leberdystrophie unter Dacarbazin-Therapie eines malignen Melanoms

Abstract
Fallbericht über einen Todesfall aufgrund eines veno-occlusiven Syndroms nach Dacarbazin-Behandlung: 9 Jahre nach operativer Entfernung eines Rumpfhautmelanoms entwickelte der 68-jährige Patient in der rechten Axilla Lymphknotenmetastasen, die sofort operativ entfernt wurden. Einen Monat zuvor mußte sich der Patient der Operation eines Gallenblasenempyems unterziehen: Es wurde eine Cholecystektomie und Appendektomie durchgeführt, der postoperative Verlauf war komplikationslos. Weil innerhalb von neun Monaten zum zweiten Mal eine Lymphknotenmetastase aufgetreten war, wurde einen Monat später eine adjuvante Behandlung mit Dacarbazin eingeleitet. Nachdem der erste Behandlungscyclus ohne Anzeichen von Unverträglichkeit durchgeführt worden war, entwickelte der Patient plötzlich am vierten Tag des zweiten Cyclus das klinische Bild eines Schocks. Klinisch wurde an das Vorliegen eines Reinfarktes oder eine Lungenembolie gedacht, was nicht verifiziert werden konnte. Der Patient entwickelte eine zunehmende Lebervergrößerung. Ein massiver Anstieg der Transaminasen wurde beobachtet. Veränderungen des Gerinnungsstatus mit gesenktem Quick-Wert traten auf. Der Patient verstarb an einer cerebralen Massenblutung fünf Tage nach Beginn des zweiten Dacarbazin — Cyclus. Autoptisch wurden ausgedehnte Leberzellnekrosen und Lebervenenthrombosierungen gefunden, Metastasen des Melanoms waren nicht nachweisbar. Die Hepatotoxicität von Dacarbazin und der Mechanismus der Lebervenenthrombosierung werden diskutiert unter besonderer Berücksichtigung möglicher Veränderungen im Gerinnungsverhalten und von Sensibilisierungsvorgängen unter Dacarbazin bei u.U. bestehender Lebervorschädigung. Case report about death due to veno-occlusive liver disease following Dacarbazine treatment: 9 years after surgical treatment of malignant melanoma of the trunk a 68-years old patient developed lymph node metastases in the right axilla, which were removed immediately by surgical excision. One month before the patient had undergone surgical treatment of empyema of the gallbladder: Cholecystectomy and appendectomy were performed, postoperative recovery was uncomplicated. On account of the second lymph node metastasis within nine months adjuvant treatment with Dacarbazine was agreed and started one month later. After having performed the first course of treatment without any hints to intolerance the patient suddenly exhibited severe shock symptoms on the fourth day of the second course. Clinically residual myocardial infarct or pulmonary embolism were assumed, but could not be verified. The patient delivered increasing hepatomegaly. A massive increase in transaminase values was noted. Hemostasiologic changes with decreased Quick value occurred. The patient died of cerebral hemorrhage five days after beginning the second Dacarbazine cycle. Autopsy findings were severe liver cell necroses as well as liver vein thromboses, no metastases of melanoma could be found. Hepatotoxicity of Dacarbazine and the mechanism of liver vein thrombosis are discussed with special regards to possible hemostasiologic changes and sensibilisation due to Dacarbazine and/or previous liver cell damage.