Charakterisierung und Funktion eines Retraktions-Cofaktors
- 1 January 1957
- journal article
- schattauer gmbh
- Published by Georg Thieme Verlag KG in Thrombosis and Haemostasis
- Vol. 01 (03/04) , 445-458
- https://doi.org/10.1055/s-0038-1656212
Abstract
Die physiologischen Eigenschaften des Blutgerinnsels beruhen zu einem wesentlichen Teil auf seiner mechanischen Festigkeit. Seine Struktur wird primär bestimmt durch die Komponenten Fibrin und Thrombozyten. Wie sich in Untersuchungen mit dem Thrombelastographen und mit der Retraktion im Glase gezeigt hat, ist aber ein Gerinnsel, das aus Fibrinogen und Blutplättchen unter Zusatz von Thrombin und Calcium entstanden ist, von vergleichsweise minimaler mechanischer Festigkeit und nicht retrahierbar. Erst die Hinzufügung von Serum läßt ein normal festes und retrahierendes Gerinnsel entstehen. Es wurde früher festgestellt, daß für diese Funktion des Serums offenbar ein eigenes, nicht mit einem der bekannten Gerinnungsfaktoren identisches Prinzip verantwortlich ist. In den vorliegenden Untersuchungen wurde gefunden, daß dieser Faktor offenbar aus zwei Komponenten besteht, deren eine als Eiweißkörper, deren andere als physiologisches Ionenmilieu des Blutes charakterisiert ist. Der Proteinanteil dieses als Retraktions-Cofaktor bezeichneten Prinzips ist (a) relativ stabil gegen Lagerung und gegen Erhitzen, (b) instabil bei längerem Einfrieren; er ist (c) nicht adsorbierbar an Bariumsulfat, Bariumcarbonat und Aluminiumhydroxyd; (d) er gewinnt seine volle Aktivität erst während des Gerinnungsvorganges, gleichsinnig mit dem Prothrombinverbrauch; (e) sein isoelektrischer Punkt liegt bei pH 5,1 bis 5,3; (f) Serumpräzipitat von pH 5,1 bis 5,3 gewinnt bei Lösung in Kochsaft oder Uberstand seine Aktivität zurück. Der Retraktions-Cofaktor ist ein Teilfaktor für die Entstehung der physiologischen Festigkeit des Blutgerinnsels. Ein ohne seine Mitwirkung entstandenes Fibringerinnsel ist extrem weich und retrahiert auch in Anwesenheit intakter Thrombozyten nicht. Es läßt sich gegenwärtig noch nicht entscheiden, ob der Retraktions-Cofaktor neben der Verfestigung des Gerinnsels nur die Substratspezifität der Fibrinstruktur für den RetraktionsVorgang bewirkt, oder ob er auch ein Cofaktor des Plättchen-Retraktozyms ist. Die Retraktion des Blutgerinnsels erscheint ohne einen Strukturwandel des Fibrins nicht möglich. Es wird daher die Hypothese aufgestellt, daß die mit den Plättchen in Berührung stehenden Anteile der Fibrinfasern sich an deren viskoser Metamorphose beteiligen und auf diese Weise verkürzt werden.Keywords
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